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Interview: Wie KI die Bedrohungslage im Cyberspace verändert

Interview:

Wie KI die Bedrohungslage im Cyberspace verändert – und was Unternehmen jetzt wissen müssen

 

Autor: UNIVERSUM Fachredaktion

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Das Thema:

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, sowohl Angreifer als auch Verteidiger im Cyberraum massiv zu stärken. Während KI Cyberkriminellen ermöglicht, hochentwickelte Angriffe leichter und schneller umzusetzen, bietet sie zugleich effektive Tools zur Früherkennung und Abwehr. Das Interview mit Eric Dauenhauer, KI-Experte und Geschäftsführer von POLITAGENTS Consulting GmbH beleuchtet beide Seiten – von Phishing über Social Engineering bis hin zum Einsatz intelligenter Agenten zur Netzwerksicherung.

UNIVERSUM Fachredaktion:

Warum spielt künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle bei Cyberbedrohungen?

 

Eric Dauenhauer:

KI spielt in zweierlei Hinsicht eine besondere Rolle.

Zum einen, weil mit KI plötzlich jeder programmieren kann. Das heißt, es wird immer leichter Schadsoftware mit Hilfe von KI-Lösungen zu erstellen. Die gängigen Lösungen am Markt bieten da zwar Filter und schließen sowas aus, aber Open Source Software, die auch frei verfügbar im Netz ist, ermöglicht auch das. Sprich, jeder kann mit KI plötzlich Schadsoftware herstellen.

Der zweite Teil in dem Kontext ist das Thema Phishing und Social Engineering. Während man vor ein paar Jahren noch E-Mails bekam, die kryptisch waren, mit vielen Rechtschreibfehlern, um an Login- Passwörter zu kommen, sind diese Mails mittlerweile kaum noch von echten Inhalten zu unterscheiden. Die Versuche, an Daten zu kommen, nehmen massiv zu. Und gerade der Bereich Social Engineering, also sprich das Faken einer Identität und sich als beispielsweise Kollegin oder Kollege auszugeben, wird natürlich mit Hilfe von KI auch nochmal besonders leicht, beziehungsweise vielfältiger. Früher war es lediglich möglich Texte zu erstellen. Mittlerweile kann ich täuschend echte Videoinhalte erstellen. Ich kann Audio faken, beispielsweise indem ich mit Hilfe von KI die Stimme von jemand anderen annehme. Dadurch wird es deutlich leichter Unternehmen anzugreifen.

UNIVERSUM Fachredaktion:

In welchen Bereichen kann KI zur Abwehr von Cyberangriffen beitragen?

 

Eric Dauenhauer:

Unter anderem auf einer technischen Ebene in der Analyse, das heißt vor allen Dingen bei ungewöhnlichem Netzwerk Traffic kann KI eingesetzt werden. Natürlich auch bei der Identifikation von Fake-Inhalten oder von Anomalien beispielsweise in Mails. Das heißt, die KI erkennt bestimmte Muster bei der Geschwindigkeit und Frequenz der Eingabe oder erkennt anhand von vielen Fehlversuchen beim Login, dass das kein Mensch sein kann, der versucht hier sich einzuloggen, sondern dass das eine Maschine ist. Das sind die offensichtlichsten und die auch schon lange bewährten Mittel, die es gibt.

Daneben spielt das Thema KI-Agenten eine immer zentralere Rolle. Das heißt, dass man im System einen KI-Agenten hat, der als Sicherheitsmechanismus agiert und der selbstständig das Netzwerk beispielsweise überwacht und dann auf bestimmte Bedrohungsszenarien reagiert. Oder auch der überwacht, ob bestimmte Softwarebestandteile in der Infrastruktur nicht auf dem aktuellen Stand sind oder ob es gegebenenfalls neue Bedrohungen gibt. KI-Agenten spielen bei Cyberattacken zukünftig eine größere Rolle als bisher.

UNIVERSUM Fachredaktion:

Gab es ein Unternehmen oder eine Cyber-Krise, die Sie als KI-Strategieberater besonders erschüttert haben?

 

Eric Dauenhauer:

Erschüttert würde ich nicht sagen, aber das, was ich erschreckend finde, ist die Zunahme der Angriffe oder vor allen Dingen auch die Schwere dieser Angriffe, die in den letzten Jahren zugenommen hat. Wir reden über eine Steigerung der Angriffe von über 100 Prozent in den letzten zwei Jahren. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen.

Beispielsweise im Ransomware Bereich gibt es gerade einen akuten Fall, in dem ein Unternehmen eine Cyber-Attacke erlebt hat und innerhalb von wenigen Stunden komplett weltweit nichts mehr funktional war. Da geht es um einige tausend Mitarbeiter, die dann auf einmal von so einer Krise betroffen sind und bei der das Unternehmen schnell reagieren muss um seine Systeme wieder ans Laufen zu bringen.

Zusammenfassend:

Die Digitalisierung bringt neue Angriffsflächen, und KI beschleunigt diese Entwicklung. Unternehmen – ob groß oder klein – sind gut beraten, nicht nur in Technik, sondern auch in kontinuierliche Aufklärung und Anpassung ihrer Sicherheitsstrategien zu investieren.

Das gesamte Interview finden Sie in unserer Lernwelt „Krisen managen“.

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